Heute werden wir alle vier Charakterbäume Augsburgs kennenlernen, und wir fangen hier mit der Rosskastanie an. Diese Baumart war vor den Eiszeiten bei uns heimisch, hat sich dann durch die extremen Kaltphasen nach Bulgarien, Albanien und Mazedonien zurückgezogen und erst vor 400 Jahren langsam ihr altes Stammgebiet zurückerobert. Die Anpflanzungen in Parks und Gärten, an städtischen Straßen und Plätzen und nicht zuletzt als Schattenspender in Biergärten, hat diesen schönen Baum wieder in die Mitte urbanen Lebens gebracht.
Rosskastanie
In Augsburg wurden viele Exemplare in die Grabenanlagen um die Stadtmauer und an Plätzen der Tore und Einlässe gepflanzt. Noch heute haben wir 100 Altbäume von der Müllerstraße bis zum Königsplatz entlang der ehemaligen Stadtgrenze. An einem bedeutenden Punkt davon stehen wir gerade. Leider hat ein Parasit aus Südosteuropa – eine kleine Motte – seit den 2000er Jahren das Laub der Rosskastanien von innen zerfressen und absterben lassen. Das Ergebnis sehen wir. Die Vegetationsperiode ist damit auf die Hälfte reduziert, die Bäume können keine Stoffe für neue Zellen gewinnen, und so ist ihr Dickenwachstum fast Null. Ich habe von 2012 bis heute Messungen angestellt und diese haben meine These des Null-Wachstums bestätigt.
Gute Nachrichten
Aber es gibt auch gute Nachrichten: Ein Fressfeind der Parasiten ist inzwischen angekommen und wird die Miniermotten dezimieren, außerdem sind auch mehrere Vogelarten auf den Geschmack gekommen (Meisen, Laubsänger, Grasmücken) und bedienen sich beim Ausschlüpfen der Kleinschmetterlinge. Irgendwann wird sich ein Gleichgewicht einstellen, und die Bäume werden etwas länger Fotosynthese betreiben können und damit in eine positive Stoffbilanz kommen. Ich werde mit den Messungen ein genaues Auge darauf haben.
Nun gehen wir über die Ampelanlage in die Grünanlage der Remboldtstraße. Nach 100 Metern stoßen wir linker Hand auf eine mächtige Blutbuche.
