Business Improvement District Allgemein:
Das erste deutsche BID Pilotprojekt wurde diese Nobeleinkaufsstraße. Das Produkt wurde 1970 erstmalig in Toronto erprobt und seitdem mehr als 1500-mal in den USA. Rechtlich handelt es sich um freiwillige Zusammenschlüsse von Grundeigentümern in einem eng umrissenen Gebiet mit dem klar definierten Ziel der Umfeld Verbesserung. Die BID´s haben i.d.R. eine Laufzeit von 4 -5 Jahren und werden teilweise mehrfach verlängert. Alle Eigentümer müssen mitmachen, damit keine Trittbrettfahrer davon profitieren. Hierzu musste ein eigenes Landesgesetz dafür geschaffen werden. Wenn mindestens 15% der Grundeigentümer ein BID initiieren und einen detaillierten Maßnahmenkatalog einschließlich eines Kostenrahmens vorlegen, dann wird die zuständige Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen das in einem öffentlichen Anhörungsverfahren erörtern. 30% der Grundeigentümer können es in dieser Phase stoppen. Kommt das Veto nicht zustande, wird das BID in einem festgelegten Zeitraum durchgeführt. Die Stadt zieht die veranschlagten Gelder mit der Grundsteuer ein -was erfahrungsgemäß einen Zuschlag von 5% bedeutet - und leitet es an den Auftraggeber weiter. BIDs können vom Volumen zwischen 0,25 bis 30 Mio. € pro Jahr betragen. Die Kosten tragen i.d.R. die Grundeigentümer, die sich diese dann aber im Prinzip über höhere Mieten wieder zurückholen.
BID Neuer Wall: Landschaftsplaner WES & Partner, Baujahr: 2005 -
Der Neue Wall brauchte dringend eine Verjüngungskur, um sich vor der wachsenden Konkurrenz zu behaupten. Die Grundstückseigentümer sahen im Jahre 2004 eine Gefahr in der damals in Bau befindlichen Europa-Passage mit 35.000 qm Verkaufsfläche und der dann größten Passage der Innenstadt, mit der sich ab 2006 die Verkaufsfläche in der Innenstadt um 10% erhöht hatte. Auch die umliegenden Kaufhäuser wurden mit Millionenaufwand modernisiert (Alsterhaus mit 65 Mio.€). Diese für die Grundeigentümer und Geschäftsinhaber bedrohliche Lage bildet den Hintergrund für den ersten BID in Deutschland.
Neuer Wall bald Flaniermeile (ha 30-09-2004)
Anlieger bauen den Neuen Wall um (ha 10-01-2006)
Architektonisch ist der Neue Wall durch die Kontor- und Geschäftsbauten aus dem 20. Jahrhundert geprägt. Seine städtebauliche Grundstruktur aus zumeist schmalen und sehr tiefen Parzellen, mit zwei Fassaden zur Straße und zum Fleet, trägt im doppelten Wortsinn ein buntes Gemisch aus Fassaden unterschiedlichster Stile und Materialien. Einst wurden vom Fleet die Waren angeliefert, dort waren die Speicher angeordnet, zur Straße waren die Läden. Die Straßenfronten waren wesentlich aufwendiger gestaltet. Seit jeher unter hohen ökonomischen Druck stehend, einer permanenten partiellen Überschreibung ausgesetzt, zählt er trotzdem zu den schönsten Straßenräumen der Stadt.
Hör-Dauer 06:57 Minuten zum BID Neuer Wall