Einleitung mit Übersicht über die 18 Audio-Touren und dann Audio-Tour 01 :
Auftakt der Reihe Stadtteile im Wandel ist die Neustadt, die mit der angrenzenden Altstadt die klassische Innenstadt bildet. Die Innenstadt erweitert sich aktuell bis in die neue HafenCity.
Etliche Stadtteile vorwiegend in der inneren Stadt haben in den letzten Jahrzehnten eine besonders dynamische Wandlung vollzogen. Die Baustruktur wurde umfänglich saniert, es wurde munter abgerissen und viele Neubauten kamen hinzu. Eine spezielle Form der Stadterneuerung war und ist dabei an vielen Stellen zu beobachten; die äußere Fassade bleibt stehen und wird während der Bauphase mit einem Stahlgerüst abgestützt. Das führt dann zu Neubauten mit modernster Technik hinter alten Fassaden. Der ökonomische Verwertungsdruck führt in der Neustadt auch zu Abrissen von Passagen, die erst vor 40 Jahren errichtet und in Architekturführern gefeiert wurden, weitere Passagen in der Nachbarschaft wurden zurück gebaut. Das Deutschlandhaus am wurde abgerissen und in Anlehnung an den Bestandsbau komplett neu aufgebaut. Das Deutschlandhaus am Gänsemarkt wurde abgerissen und mit seiner neuen Fassade in Anlehnung an den Vorgängerbau völlig neu aufgebaut. Den Auswirkungen des explodierenden Immobilienmarkts konnte auch hier die Stadtverwaltung wenig entgegensetzen. Auch der öffentliche Grund, also die Straßen und Plätze wurden weitgehend von privaten Eigentümern umfassend verändert. In keinem anderen Stadtteil wurden so viele öffentliche Flächen mit Geldern der Grundstückseigentümer aufgewertet. Die Zielsetzung dieser Business Improvement Districts liegt primär in der Werterhaltung der Immobilien und der Steigerung des Umsatzes und sekundär auch in der Verbesserung des öffentlichen Raumes. So stellte das Abendblatt am 11.10.2025 die passende Frage: “Was bitte haben diese sog. BIDs mit einem lebenswerten Hamburg zu tun? Mehr, als man denkt. Man kann es sogar sehen.”
Umliegende Stadtteile:
Hamburg-Altstadt, HafenCity, St. Pauli, Rotherbaum
Stadtteil von innen betrachtet:
Der Stadtteil bietet alles, was man sich als Stadtbewohner wünscht; der repräsentative Fernbahnhof Dammtor grenzt direkt an den Stadtteil und U- und S-Bahnstationen sowie diverse Buslinien bieten eine ideale Anbindung an die übrigen Stadtteile. Sogar Fähren auf Alster und Elbe bieten weitere Verknüpfungen an. Eine Grünanlage von der Alster bis zur Elbe am westlichen Rand bietet ausgiebige Erholungsmöglichkeiten. Kultureinrichtungen wie Oper und Theater bieten vielfältige Angebote, Ärzte sind im Überfluss vorhanden, Einzelhandel ist in allen Preislagen im Überfluss vorhanden.
Bekanntheitsgrad:
Der Bekanntheitsgrad der Neustadt ist gering, der Stadtteil wird eher als Innenstadt von Hamburg betrachtet. Zusammen mit der benachbarten Altstadt bilden beide Stadtteile die eigentliche Innenstadt von Hamburg. Flächenmäßig ähnlich groß (Altstadt 235 ha, Neustadt 225 ha), so unterscheiden sie sich jedoch hinsichtlich der Einwohneranzahl mit lediglich 2.350 in der Altstadt, aber 12.920 in der Neustadt. (Zahlen Ende 2020) Dagegen dominiert die Anzahl der Beschäftigten mit über 125.000 in der Altstadt, gegenüber 73.000 in der Neustadt (Beschäftigten-Zahlen aus 1970) Bei der letzten Bürgerschaftswahl [Hamburger Werte in Klammern] im März 2025 dominierten hier die SPD und die Grünen mit 28,2% [33,1%] und 24,9% [16,7%] und den Linken mit 17,2% [17,3%]. Die übrigen Parteien liegen außer der CDU im einstelligen Bereich (CDU 13,3% [13,3%], FDP 2,6% [1,9%] und AFD 5,4% [8,7%])
Unterteilung in die Audio-Touren:
Die genannten Veränderungen werden gebündelt in die 18 Audio-Touren ausführlich dargestellt. Die textlichen Darstellungen sind kurz abgefasst, während die genaueren Hintergründe und Intentionen, die diesen Veränderungen zugrunde liegen, in den jeweiligen Hörpassagen ausführlich erläutert werden.
Differenzierte Unterteilung der Audio-Touren in die Tourenpakete Grün, Braun, Rosa und Blau:
Grün: Wenn Sie die Audio-Touren 01 - 06 wählen, so können Sie auf dem Grünen Band von der Alster bis zur Elbe gelangen. Bei einer Hör-Dauer von knapp 2 Stunden können Sie auf rund 6,3 km rund 35 Stationen auf diesen Audio-Touren betrachten.
Braun: Wenn Sie die Audio-Touren 07 -09 in der Innenstadt sowie die Audio-Touren 17 + 18 an der Elbe wählen, so sind dies überwiegend Wohnungs-und Bürobauten. Auf knapp 3 Stunden Hör-Dauer können Sie auf fast 6 km rund 42 Stationen auf diesen Audio-Touren betrachten. Dies sind für die Innenstadt 27 Stationen auf 3,7 km für ca. 1 Stunde und 40 Minuten und für Audio-Touren 17 + 18 an der Elbe für 15 Stationen auf 1 Stunde und 12 Minuten für 2,2 km.
Rosa: Wenn Sie die Audio-Touren 10 - 13 wählen, so sind dies überwiegend Geschäfts-und Bürobauten mit 2 Stunden Hör-Dauer mit 4,2 km und 34 Stationen.
Blau: Wenn Sie die Audio-Touren 14 - 16 wählen, so sind dies überwiegend reine Geschäftsbauten mit Hunderten von Läden. Für die drei Audio-Touren stehen knapp 1 Stunde und 45 Minuten Hör-Dauer für 41 Stationen zur Verfügung. Für diese Audio-Touren sind rund zur 2,9 km einzuplanen.
ÜBERSICHT DER 18 AUDIO-TOUREN
Audio-Tour 01 Esplanade mit Gustav-Mahler-Park [Stationen 01 - 08 = Grüne Tour]
08 Besichtigungspunkte ca. 28 Minuten Betrachtung und 22:40 Minuten Hör-Dauer.
Ausgangspunkt für die 8 Besichtigungspunkte ist die Esplanade Ecke Neuer Jungfernstieg. Von hier geht es auf der nördlichen Seite der Esplanade bis zur Kreuzung Neuer Jungfernstieg und dann durch den Park bis zum Dammtordamm. Von hier gelangt man über die Fußgängerbrücke zur Tour 02.
Die erste Tour befindet sich auf dem historischen Wallanlagen, dem heutigen grünen Band von der Alster bis an die Elbe.
Audio-Tour 02 Alter Botanischer Garten [Stationen 09 -13 = Grüne Tour]
03 Besichtigungspunkte ca. 22 Minuten Betrachtung und 15:30 Minuten Hör-Dauer.
Am westlichen Rand der Neustadt kann man über die sechs Touren auf einem grünen Band bis zur Elbe gelangen. Dieser Weg ist ein zeitgeschichtlicher Spaziergang in den Anlagen von den Wallanlagen (auch als Planten un Blomen bezeichnet) und es ist ein grüner Luxus der Stadt innerhalb der Innenstadt von hier bis an die Elbe gelangen zu können. Es handelt sich dabei um die zentralste und älteste Parkanlage der Stadt.
Diese Tour befindet sich das letzte noch im Original erhaltenen Abschnitt des Wasserbeckens von den einstigen Wallanlagen. Ein positiver Wandel aus den 60er Jahren setzte mit den Internationalen Gartenbauausstellung ein und führte zu den heutigen Gewächshäusern im Park und den Verknüpfungen der grünen Teilflächen unter den sie querenden Straßen.
Audio-Tour 03 Marseiller Promenade und Bucerius Law School [Stationen 14 - 22 = Grüne Tour]
06 Besichtigungspunkte ca. 41 Minuten Betrachtung und 26:50 Minuten Hör-Dauer.
Dieser nördlichste Teilabschnitt im Stadtteil hat aktuell eine umfassende Veränderung erfahren und Sie werden die Grenze zum benachbarten Stadtteil St. Pauli mit dem dort grundsaniertem Congress Center Hamburg (CCH) kaum wiedererkennen, wenn Sie lange Zeit nicht mehr hier gewesen sind. Bildete einst eine hohe Betonmauer den Rand zur Parkfläche, so ist diese abgetragen und der Park und somit auch die Verbindung zwischen S- und U-Bahn sehr attraktiv umgestaltet worden. Es ist aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, wie die Fußgänger einst über eine Brücke die Marseiller Straße am Dammtordamm überwinden mussten.
Ein äußerst positiver Wandel führte um die Jahrtausendwende zur Umnutzung des alten Botanischen Instituts in eine Universität und 20 Jahre später zum Rückbau der Marseiller Straße. In der Folge konnten die Parkanlagen um fast eine Hektar vergrößert werden und der Platz vor dem Dammtorbahnhof deutlich aufgewertet werden. Ein Musterbeispiel einer positiven Entwicklung in Form einer Rückführung von Straßenräumen einst für den Individualverkehr und heute nur für Radfahrer und Fußgänger.
Audio-Tour 04 Sievekingplatz mit den Gerichten und Johannes-Brahms-Platz [Stationen 23 - 31 = Grüne Tour]
08 Besichtigungspunkte ca. 44 Minuten Betrachtung und 25:17 Minuten Hör-Dauer.
Das Gerichtsviertel liegt an den halbkreisförmig die innere Stadt umgebenen Straßenzügen, die alle mit Wall enden (Holstenwall, Gorch-Fock-Wall, Glockengießerwall, Steinwall, Klosterwall) Mit der Niederlegung der Festungsanlagen entstand ein neuer Stadtraum, an dem zahlreiche Verwaltungs- und Versorgungsgebäude, Justiz- und Verkehrsbauten, Verbands-, Büro und Geschäftshäuser errichtet wurden.
Ein positiver Wandel aus den 1960er Jahren setzte mit den Internationalen Gartenbauausstellung ein und ermöglichte die Verbindung des grünen Bandes unterhalb der großen Doppelplatzanlage.
Audio-Tour 05 Große Wallanlagen [Stationen 32 - 36 = Grüne Tour]
04 Besichtigungspunkte ca. 20 Minuten Betrachtung und 09:52 Minuten Hör-Dauer.
Wie schon in den vorigen Touren beschrieben, ist die rund 47 ha große Grünanlage Planten un Blomen eine der erstaunlichsten und vielschichtigen Parkanlagen der Stadt. Die Flächen der einstigen Festungsanlagen, deshalb auch der Name Wallanlagen führten zu der großen Parkanlage.
Die Kriegszerstörungen führten dazu, dass bisher mit Wasser gefüllte alte Wallanlagengräben mit Trümmern verfüllt und die Flächen eingeebnet wurden. Nach dem Krieg wurde das Gelände 1953 Schauplatz der ersten von drei Internationalen Gartenschauen (1953, 1963, 1973). Als Symbol für Neuanfang, Demokratie und Internationalität dienten nicht nur gärtnerische, sondern auch architektonische Werke, die i.d.R. allerdings nur für eine temporäre Nutzung konzipiert waren. Lediglich das hier gelegene Teehaus ist noch ein erhaltener Zeuge aus jener Zeit. Die neuen Wasseranlagen, gerade in diesem auch als große Wallanlagen bezeichneten Teil aus der Zeit nach dem Krieg, wurden dann deutlich flacher und geometrisch geformt.
Die Notwendigkeit nach dem Krieg den Schutt abladen zu müssen und die letzte Umgestaltung dieses Teils der Wallanlagen mit der Gartenbauausstellung in den 1970er Jahren führt heute zu einem eher heterogenen Gesamteindruck.
Audio-Tour 06 Alter Elbpark und Stintfang [Stationen 37 - 40 = Grüne Tour]
03 Besichtigungspunkte ca. 25 Minuten Betrachtung und über 14:14 Minuten Hör-Dauer.
Dies ist die letzte Tour der bis an die Elbe reichenden Wallanlagen mit dem prägnanten Bismarck Denkmal in der Parkanlage. Dieses monumentale Denkmal wurde bis 2023 umfassend saniert und erstrahlt seitdem in neuen Glanz.
1868 wurde eine ca. 14 ha große Teilfläche südlich vom Millerntorplatz und dem Zeughausmarkt für eine Gartenausstellung hergerichtet. Der Ort war gut gewählt, bot die Topographie mit dem ehemaligen Wallgraben, den Anhöhen alter Bastionen und den Blicken auf die Elbe doch ein reizvolles Umfeld. Die Anlage bekam nach der Ausstellung den Namen Elbpark.
Die Aufstellung des Bismarck-Denkmals brachte dem Park später bereits eine weitreichende Veränderung. Mit der um 1910 erbauten Hochbahn, die hier weitgehend unterirdisch geführt wurde, konnte eine weitere Unterteilung der Grünanlage vermieden werden.
Die Umgestaltung vom Alten Elbpark erfolgte in den 1950er Jahren mit der mutigen und richtigen Errichtung der Jugendherberge auf dem Stintfang. Der vorgelagerte Paula-Karpinski-Platz soll an die frühere Bastion der Wallanlage erinnern.
Audio-Tour 07 Peterstraße, Ludwig-Erhard-Str. [Stationen 41 - 48 = Braune Tour]
05 Besichtigungspunkte ca. 48 Minuten Betrachtung und 22:40 Minuten Hör-Dauer.
Es handelt sich bei der Peterstraße um eine Gebäudezeile, errichtet in der Zeit zwischen 1966 und 1982, im Gewand der einstigen ursprünglichen Bebauung in der Zeit um vor 1840. Nur ein Gebäude steht schon seit 1751 an dieser Stelle, der Beyling-Stift in der Peterstraße 35-37. Die Peterstraße erlaubt einen Blick in die Geschichte mit seinen nachgebildeten Kaufmannshäusern. Doch – Skandal, Skandal! – derartige großbürgerliche Bauten hatten in diesem Teil der Neustadt ursprünglich nichts zu suchen, wurde die Peterstraße im 18. Jahrhundert doch vornehmlich von armen Juden bewohnt.
Weitere Gebäude in diesem Abschnitt sind das Hochhaus an der Ludwig-Erhard-Straße, eine Ikone der 60er Jahre und ein größerer Neubau aus den 2010er Jahren.
Die Neubauten aus den 2010er Jahren zeigen die abnehmende Wohnqualität in Teilbereichen durch die hohe bauliche Dichte auf.
Audio-Tour 08 Valentinskamp, Caffamacherreihe und das Gängeviertel [Stationen 49 - 59 = Braune Tour]
11 Besichtigungspunkte ca. 67 Minuten Betrachtung und ca. 48:00 Minuten Hör-Dauer.
Hier geht es um die Entwicklung rund um die Straße Valtentinskamp. Auf der nördlichen Seite steht das größte Hochhaus in dem Stadtteil und die Hintergründe dieses Baus für Unilever werden umfassend beleuchtet. Auch die umfangreiche Sanierung und die 2010 erfolgte bauliche Arrondierung wird betrachtet.
Auf der südlichen Seite des Valentinskamps stehen noch mit 12 Häusern, die Reste aus einer ursprünglichen Bebauung, die heute liebevoll als das Gängeviertel bezeichnet wird. Kein Baugebiet in der Stadt hat in den letzten 10 Jahren mehr Publizität in der Presselandschaft der Stadt erhalten, als der Kampf um diese verbliebenen Häuser. Das ganze Viertel war einst so bebaut und diese alten Häuser und einige alte Häuser nur wenige Meter entfernt am Bäckerbreitergang geben noch einen Eindruck von den schwierigen damaligen Wohn- und Arbeitsbedingungen.
Audio-Tour 09 Dammtorstraße mit der Oper [Stationen 60 - 70 = Braune Tour]
09 Besichtigungspunkte ca. 54 Minuten Betrachtung und 28:46 Minuten Hör-Dauer.
Im Zusammenspiel von Verbesserungen im öffentlichen Raum und privaten Grundeigentümern wurden auch hier fast alle Gebäude entlang der Straße saniert oder durch Neubauten ersetzt. Innerhalb von weniger als 20 Jahren hat sich dieser Straßenzug umfassend positiv verändert. Gerade die sonst viel gescholtenen Projektentwickler haben hier in den 2010er Jahren viele Bestandsgebäude saniert.
Grundstückseigentümer bezahlten hier den Wandel in der Straße in Form eines Business Improvement Districts.
Audio-Tour 10 Gänsemarkt (Stationen 71 - 79 = Rosa Tour]
07 Besichtigungspunkte ca. 40 Minuten Betrachtung und ca. 31:00 Minuten Hör-Dauer.
Auch hier bezahlten Grundstückseigentümer den Wandel des Platzes in den 2010er Jahren in Form eines Business Improvement Districts. Aktuell wurde hier eine gerade 40 Jahre alte Passage abgerissen und ein gemischt genutzter Neubau soll errichtet werden. Das aktuellste Beispiel ist das Deutschlandhaus. Das benachbarte Kino der Ufa stand hier auch nur 45 Jahre, heute steht hier ein Bürogebäude.
Der Gebäudeabriss hat hier also schon eine lange Tradition: „Das Bild des Gänsemarktes unterlag einem ständigen Wechsel. Nicht alle Häuser waren für lange Zeit gebaut. Der Umstand aber, dass Häuser mit wohlerhaltener Bausubstanz abgebrochen werden, um aus moderneren Gebäuden eine höhere Rendite erzielen zu können, ist ein beängstigendes Problem der Gegenwart.“ (Zitat aus dem kleinen Band: “Gänsemarkt im Wandel der Zeit“ 1979 hrsg. Vom Investor der Gänsemarkt-Passage) Und auch die Gänsemarkt-Passage ist inzwischen Geschichte geworden.
Audio-Tour 11 Kleiner Gänsemarkt und ABC-Straße (Stationen 80 - 87 = Rosa Tour]
08 Besichtigungspunkte ca. 30 Minuten Betrachtung und ca. 20:00 Minuten Hör-Dauer.
Ein Gebäude stand nur gut 25 Jahre in der ABC-Straße. Es wurde als Ikone der Postmoderne gefeiert und hat die Fassadengestaltung für das heutige Nachbargebäudes inspiriert. Nun steht hier ein schlichter glatter Bau und steht als trauriges Beispiel für die Halbwertzeit von Gebäuden, wenn sie vermutlich zu wenig Umnutzungspotential verfügen und zu speziell auf eine Nutzung zugeschnitten waren; hier handelte es sich um ein Bankgebäude. Das Nachbargebäude, das einstige Staatsarchiv von Bernhard Hermkes erbaut, war auch nur 25 Jahre in Nutzung und wurde dann abgerissen.
Audio-Tour 12 Hohe Bleichen [Stationen 88 - 96 = Rosa Tour]
08 Besichtigungspunkte ca. 29 Minuten Betrachtung und 18:23 Minuten Hör-Dauer.
Der Straßenzug Hohe Bleichen hatte sich um die Jahrtausendwende – fast unbemerkt – zu einer hochwertigen Einkaufsstraße der City entwickelt. Eine notwendige Überarbeitung der Straße und der Parkplatzflächen wurde von den Anliegern vorangetrieben und führte im Jahre 2009 zum Business Improvement District (BID) Hohe Bleichen / Heuberg. Es wurden die Gehwege sowie ein Parkplatz zu einem Platz umgestaltet.
Es sind gelungene architektonisch wertvolle Neubauten entstanden, vielleicht zu viel auf der kurzen Straße.
Audio-Tour 13 Axel-Springer-Platz und Stadthausbrücke [Stationen 97 - 108 = Rosa Tour]
11 Besichtigungspunkte ca. 82 Minuten Betrachtung und 50:34 Minuten Hör-Dauer.
Ein Viertel verändert sich: Am Axel-Springer-Platz lag über 50 Jahre die Zentrale des großen Verlages. Ende der 90er Jahre umfasste dies eine Bürofläche von ca. 145.000 qm, die dann 2015 veräußert wurde. Dies zeigt die Entwicklung eines Unternehmens und die aktuelle Umnutzung der bisherigen Flächen mit Abriss und Neubauten. Eine ähnlich große Fläche war der benachbarte Verwaltungsstandort an der Stadthausbrücke, bekannt als Sitz der Baubehörde, der ebenfalls um 2013 frei wurde und unter Wahrung der äußeren Hülle zu einem gemischt genutzten Quartier umgebaut wurde. Eine weitere große Fläche war für eine nie realisierte Verkehrsinfrastruktur lange Zeit freigehalten wurde. Diese fast 16.000 qm große Fläche, die immer als Fleetinsel bezeichnet, wurde dann in den 90er Jahren entwickelt. Es handelt sich hier also alles um Großstrukturen und keine kleinteiligen Grundstücksflächen.
Audio-Tour 14 Jungfernstieg [Stationen 109 - 119 = Blaue Tour]
08 Besichtigungspunkte ca. 53 Minuten Betrachtung und 45:08 Minuten Hör-Dauer.
Es ist und bleibt die erste und beste Adresse der Stadt oder auch die gute Stube und das seit fast 200 Jahren. Städtebaulich besitzt die Straße mit dem südlichen Abschluss der Binnenalster ein international anerkanntes Alleinstellungsmerkmal und das wird gehegt und gepflegt.
Der Jungfernstieg wurde schon mehrfach umgebaut. 1889 wurden hier erstmalig in Hamburg 24 gußeiserne Bogenlampen aufgestellt. Der Strom kam aus dem benachbarten E-Werk hinter dem heutigen Alsterhaus gelegen. Im Jahre 2024 erfolgte eine erneute Umgestaltung der Straße, da die Straße nur noch von Bussen und Taxen genutzt werden kann und somit die Straßenverkehrsflächen zurück gebaut werden konnten.
Die Gebäude wurden ebenfalls mehrfach umgebaut, um den aktuellen Tendenzen im Einzelhandel gerecht zu werden. Das Alsterhaus und der Hamburger Hof sind prominente Beispiele dafür.
Audio-Tour 15 Große Bleichen –Das Passagenviertel- [Stationen 120 - 126 = Blaue Tour]
06 Besichtigungspunkte ca. 48 Minuten Betrachtung und 19:29 Minuten Hör-Dauer.
„Mit der Neugestaltung des Rathausmarktes 1982 verbreitete sich wieder eine größere Wertschätzung der Innenstadt. Dazu zählen auch die neuen Passagen, die seitdem zwischen dem Gänsemarkt, Neuen Wall und dem Rathaus entstanden sind. Dieses dichte Netz der überdachten Fußgängerwegeermöglichte es, die bisher ungenutzten Hinterhöfe im Innenstadtbereich zu nutzen – eine letzte Möglichkeit der Bebauung.“ (ha 30-11-1995)
Der Bautypus der Passagen erlebte in den 70er Jahren eine neue Bedeutung in der Architektur. Er gab die Antwort auf die städtebauliche Frage wie man eine Belebung der Stadt mit kleinteiligen, inhabergeführten Läden erzielen kann, wenn ein großes Einkaufszentrum nicht die Lösung dafür bieten kann? Der Schaufensterbummel wird hier wie in einer Fußgängerzone, aber unter einem transparenten Dach angeboten. Die Nummer eins unter den Passagen war sicherlich das Hanseviertel. Das heutige Passagenviertel hatte zu seiner Blütezeit sechs Passagen entlang der Große Bleichen (Hamburger Hof, Alte Post, Hanse-Viertel, Galleria, Kaisergalerie, Bleichenhofpassage) und zwei am Gänsemarkt (Gänsemarkt-Passage, Passage Essen u. Trinken).
Audio-Tour 16 Neuer Wall [Stationen 127 - 152 = Blaue Tour]
24 Besichtigungspunkte ca. 55 Minuten Betrachtung und 42:03 Minuten Hör-Dauer.
In diesem Abschnitt geht es darum, nicht nur die Schaufenster der Geschäfte zu betrachten, sondern auch die Fassaden der Gebäude und die aktuelle Entwicklung dieser Top-Einkaufsstraße zu verstehen. Auch einige Hauseingänge und Treppenhäuser sind einen Blick wert, evtl. gekrönt von einer Fahrt mit einen der wenigen noch funktionsfähigen Paternoster in der Stadt.
Der knapp 600 m lange Neue Wall ist die Top Einkaufsstraße, quasi die Edelmeile der Stadt. Die Markenstores betrachten die Läden als Imageträger und finanzierten diese zum Teil aus dem Marketingbudget. In den 1990er Jahren war die Straße geprägt von fast 100 Geschäften. Er war damals auf zwei große Bereiche des Einzelhandels spezialisiert. Herrschte im vorderen Teil die Bekleidungsbranche vor, so war dies im hinteren Teil die Möbelbranche. Der Name Bornhold war eine Institution am Ende des Neuen Walls für anspruchsvollen Wohnbedarf. Nach über 100 Jahren gab im Jahre 2016 Bornhold den Standort auf.
Wenn Sie einen Laden am Neuen Wall betreten, so werden Sie keine Grabbeltische finden. Und auch bei der Warenauswahl wird nur mit sich allein gelassen, wer es selbst wünscht. Versiertes Fachpersonal erleichtert den Einkauf. Auch die kostenfreie Lieferung der Ware gehört zum Service.
Ein Wall nicht gegen Feinde von außen, aber ein Wall gegen Tendenzen von Unordnung, Zerfall und Dreck. Man kann das kritisch sehen – oder das Business Improvement District (BID) als Modell für andere Straßen in der Stadt.
In den 1990er Jahren erfolgte hier der Umbau zur einer international orientierten Luxus-Einkaufsstraße. Auch hier bezahlten Grundstückseigentümer den Wandel der Straße in den 2010er Jahren in Form eines Business Improvement Districts. Die Gebäude wurden ebenfalls mehrfach umgebaut, um den aktuellen Tendenzen im Einzelhandel gerecht zu werden.
Audio-Tour 17 Gerstäckerstraße und Venusberg [Stationen 153 - 158 = Braune Tour]
05 Besichtigungspunkte ca. 40 Minuten Betrachtung und 16:20 Minuten Hör-Dauer.
Ein negativer Wandel in der Gerstäckerstraße setzte um die Jahrtausendwende mit dem Bau des gemischt genutzten Gebäudes an der Ludwig-Erhard-Straße ein, da der gewohnte Blick auf den Michel von Altona in Richtung Stadt eingeschränkt worden ist. Gelungen hingegen sind die lärmgeschützten Wohnbauten an der Gerstäckerstraße.
Nach der Kriegszerstörung des Viertels setzte am Venusberg ein positiver Wandel bereits in den 1950er Jahren mit den luftigen Zeilenbauten jener Zeit und den sie verknüpfenden Einzelhandelsflächen ein. Auch die 1980er Jahre setzten hier ein Zeichen.
Audio-Tour 18 Jan-Fedder-Promenade [Stationen 159 - 169 = Braune Tour]
10 Besichtigungspunkte ca. 90 Minuten Betrachtung und 55:40 Minuten Hör-Dauer.
Ausgangspunkt ist die neue Uferpromenade -die heutige Jan-Fedder-Promenade-, geschaffen im Rahmen des Hochwasserschutzes für die Stadt. Von dieser Hochlage ist eine bequeme Betrachtung der umliegenden Gebäude bis zu dem ehemaligen Verlagsgebäude Gruner +Jahr (G+J) möglich. Die wirtschaftliche Dynamik der Stadt zeigt sich an diesen Gebäuden besonders deutlich. Große Unternehmen sind oder waren hier lange Zeit ansässig (Germanischer Lloyd und G+J) und fast alle Gebäude wurden nach dem Krieg abgerissen und kompakte Neubauten mit 1 bis 2 zusätzlichen Geschossen errichtet. Von den 15 Grundstücken an der Hafenfront sind nur noch 4 Altbauten, aber 11 Neubauten. Hinter diesen überwiegenden Bürohäusern liegt das Portugiesen Viertel, ein seit den 60er-Jahren bevorzugter Wohnort portugiesischer Zuwanderer und inzwischen Hochburg portugiesischer Restaurants und ein Multikulti Viertel mit Wohnen, Gewerbe, Gastronomie und den drei skandinavischen Seemannskirchen.
Fazit: Ein äußerst positiver Wandel in den 2020er Jahren mit dem Abriss der alten Hochwasserschutzanlage aus den 1960er Jahren zu dieser architektonisch hochwertig gestalteten Promenade.
Ausblick:
Die Neustadt ist der Auftakt zu einer Reihe von weiteren Stadtteilen im Wandel, wobei natürlich die benachbarte Altstadt darauf wartet, die Entwicklung der Innenstadt zu dokumentieren.
Impressum:
Veröffentlichungsstand: Oktober 2025
Texte: Detlef Moldmann
Bilder: alle Detlef Moldmann, wenn nicht anders gekennzeichnet
Sprecher: Susanne Hüger-Ullrich, Detlef Moldmann
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Audio-Tour 01 Esplanade mit Gustav-Mahler-Park (negativ geprägt den 1960er Jahren)
Hör-Dauer 22:41 Minuten
Ausgangspunkt für die 8 Besichtigungspunkte ist die Esplanade Ecke Neuer Jungfernstieg. Von hier geht es auf der nördlichen Seite der Esplanade bis zur Kreuzung Neuer Jungfernstieg und dann durch den Park bis zum Dammtordamm. Von hier gelangt man über die Fußgängerbrücke zur Tour 02.
Besichtigungsdauer 28:00 Minuten, wenn die Besonderheit der Straße als ersten Besichtigungspunkt und die 7 Gebäude von allen Seiten betrachtet werden. Die Besichtigung startet idealerweise in der Esplanade Ecke Neuer Jungfernstieg.
Wenn man den kleinen Park zwischen der Esplanade und den Bahngleisen betrachtet, so fehlt die Vorstellungskraft, dass dies einst Teil des alten Festungsrings der Stadt war. Die westlichen Wallanlagen Hamburgs prägen den Übergang von der Neustadt nach Rotherbaum, zum Karolinenviertel und nach St. Pauli. Auf einem Spaziergang von hier entlang der ehemaligen Stadtbefestigung bis zum Stintfang an der Elbe kann man den Wandel vom militärischen Bastionswall zur heutigen Grünanlage noch nachvollziehen. (siehe historische Karte mit heutigem Stadtgrundriss und die Planten un Blomen Karte)
Die Esplanade steht auch als eine besondere historische Straße, die noch nach dem Krieg auf beiden Straßenseiten über Gebäude aus der Erbauungszeit um 1830 verfügte und dann für die heutigen Hochhäuser abgerissen wurden. Das markiert die Ära des Abrisses vorhandener klassizistischer Altbauten nach dem Krieg, um hier im Sinne funktioneller und rationalistischer Architekturauffassung eine städtebauliche fortschrittliche Neuordnung mit der Zielsetzung einen Prachtboulevard errichten zu wollen. Eine treffende Kritik daran stammt von Volkwin Marg im Abendblatt vom 01-07-2023: “Trotzdem kann man schlimme Sünden nicht leugnen. Zum Beispiel die Zerstörung der beidseits flankierten Hamburger Esplanade, das war ein städtebaulicher Furor. Die räumlich geschlossene Prachtallee von Carl Ludwig Wimmel wurde von den deplatzierten Türmen vom BAT-Haus und dem Finnlandhaus gestört, jüngst wurde das noch durch ein drittes Hochhaus verschlimmbessert. Statt den Frevel zu beseitigen, wäre städtebaulich geboten gewesen, hier anders als bei den vier Cityhochhäusern die zwei Türme abzureißen, um die Esplanade zu rekonstruieren. Es ist genau das Gegenteil passiert. Das ärgert mich!”
Weitergehende Pläne für eine Stadtautobahn wurden glücklicherweise nicht realisiert. Die Dominanz des Autoverkehrs wurde auch mit der im Jahre 2020 erfolgten Sanierung der Straße nicht angetastet.